Über Mut

Über Mut

aus: BerufSZiel, Süddeutsche Zeitung, 24. September 2005

Von Uta Glaubitz

Warum gibt es eigentlich kein Ranking der sichersten Arbeitsplätze? Warum keine Show „Unsere sichersten Jobs“? Vermutlich, weil die DDR dort ganz oben erschiene. Beim VEB Chemie-Ingenieurbau Leipzig zu arbeiten, gehörte damals zu den sichersten Jobs der Welt.

Warum lächeln wir darüber? Schließlich erscheint die Sicherheit von Arbeitsplätzen als kostbarstes Gut. Vielleicht spüren wir, dass die vermeintlich absolute Sicherheit Stillstand bedeutet. Wer sich auf Ewig im Trockenen wähnt, verliert Antrieb und Mut.

Doch auch in Gesamtdeutschland ist Sicherheitsdenken Leitkultur. Neue Ideen haben gegen Sicherheitsvorbehalte keine Chance. Wie oft haben Sie gedacht „Man müsste mal ...“ und Ihre Ideen dann aus Angst vor Veränderung verworfen? So siegt immer der Status quo – so unbefriedigend der auch sein mag.

Denn jede Sicherheit hat ihren Preis. Eine Mauer hält Einbrecher fern, versperrt aber die Sicht. Eine Versicherung zahlt, kostet aber Geld, das man anders investieren könnte. Am sichersten ist es übrigens im Gefängnis. Der Preis sind Freiheit und Individualität.

Ihr Leben aber ist keine Gefängnisstrafe, die Sie absitzen müssen. Fragen Sie sich, wo Sie sein könnten, wenn Sie mutiger wären. Wo würden Sie arbeiten? Mit wem wären Sie zusammen? Oder wie ein Coach der ersten Stunde fragte: Was würden Sie tun, wenn Sie nicht scheitern könnten? Ihre Gedanken dazu bringen Sie auf den Geschmack.

Dann brauchen Sie Mut zur Entscheidung. Den Mut, die Durchwurschtelei zu beenden. Selbst wenn Sie ein ängstlicher Typ sind. Denn Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst. Mut ist die Entscheidung, dass etwas anderes wichtiger ist.