Von der Pressereferentin zur Ingenieurin

Von der Pressereferentin zur Ingenieurin: Isabelle aus Oldenburg

Es kann viele Gründe geben, seinen Beruf zu wechseln: Man will mehr Spaß an der Arbeit, sucht neue Herausforderungen im Job, mehr Gehalt, eine sinnvollere Aufgabe, mehr Möglichkeiten zu wachsen. Bei Isabelle war es die pure Langeweile am Arbeitsplatz: Sie hatte Groß- und Außenhandelskauffrau gelernt und Publizistik studiert. Sie arbeitet in der Presse-Abteilung einer Reederei, später eines Solarmodul-Herstellers. Ihr Beruf besteht aus Telefonieren, Meeting, Pressemitteilungen verfassen, Telefonieren und Telefonieren. Daher langweilt sie sich zu Tode und kommt ins Berufsfindungsseminar. Ihre Koordinaten für den Traumberuf sind: Maritim, Energiewirtschaft und ---– Fragezeichen.

Fest steht: Isabelle will weder auf einer „kommunikativen Schnittstelle“ noch in einer Assistentinnenposition landen. Das war ihr bisheriger Wirkungskreis, sie ist massiv unterfordert. Nach gutem Zureden entscheidet sie sich im Berufsfindungsseminar dafür, Ingenieurin für Energiewirtschaft zu werden. Allerdings gibt es ein Problem: Im Abitur hatte sie in Mathe eine 5. Außerdem ist der letzte Matheunterricht fast 15 Jahre her.

Isabelle steht ein Jahr lang jeden Morgen eine Stunde früher auf, um Mathe zu pauken. Oft ist der Einsatz von Berufswechslern für ihr Berufsziel hoch, dafür haben sie auch mehr Erfolg. Ein halbes Jahr nach dem Berufsfindungsseminar beginnt sie ihr Studium Bachelor of Engineering / Energie-Effizienz. Auf ihrem Stundenplan stehen Mathe, Physik, Chemie, Elektrotechnik, Thermodynamik, Technische Mechanik. Durch Mathe und technische Mechanik fallen 50 % der Studenten durch. Aber Berufswechslerin Isabelle besteht alle Klausuren und schreibt in Physik eine 2. „Ich habe mehr getan als andere und mein Lernmanagement ist heute natürlich viel besser als früher.“

Isabelle bekommt im Studium eine Tochter. Ihr Professor richtet ihr ein Stillzimmer hinter dem Labor ein. Die Berufswechslerin beendet ihr Studium in Regelzeit. Ihre Abschlussarbeit schreibt sie über Offshore-Windparks.

Isabelle fängt als Statikerin in einem Ingenieurbüro in Emden an. Auf dem Foto links beim Abendessen am Wasser ist sie schwanger mit ihrem 2. Kind.

Maritim .... Offshore ... Ihr Weg nimmt eine andere Wendung. Isabelle zieht mit ihrer Familie nach Bremen. Sie braucht einen familienfreundlichen Job. Den findet sie bei der Bahn und  fängt dort an als Elektrotechnikerin und Verkehrsingenieurin. Sie ist zuständig für die Leit- und Sicherungstechnik von Bahnübergängen, also den Kreuzungen von Schienen und anderen Verkehrsteilnehmern. So bald wie möglich werden wir ein Foto präsentieren von Isabelle auf einer der größten Infrastrukturbaustellen Europas.