Von der Studienberaterin zur Richterin

Von der Studienberaterin zur Richterin: Wiebke aus Berlin

Als Wiebke ins Berufsfindungsseminar kommt, hat sie Erziehungswissenschaften, Philosophie und Literaturwissenschaft studiert. Wo also war das Problem? Das Problem war der Beruf: Sie hatte eine Stelle in der Studienberatung einer Hochschule bekommen und beantwortete Fragen – am Telefon und persönlich. Fragen zu: Was? Wie lange? Wozu? Welche Unterlagen? Welche Kopien?

Ein schöner Job. Für eine Woche. Oder auch für zwei.

Kein schöner Job aber für Leute, die nach intellektuellen Herausforderungen suchen - auch und vor allem im Beruf.

Welcher Job könnte besser zu Wiebke passen? Sie kommt zum Berufsfindungsseminar. Dort sprechen wir auch über persönliche Lerngeschichten, und wie man sie für die Berufsentscheidung nutzen kann. Es kommt heraus, dass Wiebke schon früh mit juristischen Fragen zu tun hatte. Selbst in der Grundschule gab sie als Berufswunsch „Juristin“ an. Aber diese Berufsidee war irgendwann irgendwo verloren gegangen. Wir überlegten die Sache mit dem neuen Beruf vorwärts und zurück. Zum Schluss fällt Wiebke ihre Entscheidung: Am allerliebsten würde sie Richterin werden. Doch dazu gehören zwei Dinge: Ein Studienplatz in Jura, und verdammt gute Noten. Intellektuelle Herausforderung ist also gegeben.

Einen Berufsplan muss man Schritt für Schritt angehen: Also zunächst zum Zweit-Studiumsplatz Jura. Wir schreiben einen Antrag mit Begründung. Offensichtlich überzeugend, denn Wiebke bekommt mehrere Studienplätze zur Auswahl. Sie entscheidet sich für die Uni Potsdam.

Etwa ein Jahr nach dem Berufsfindungsseminar beginnt die Berufswechslerin ihr Jura-Studium. Der nächste Schritt für den neuen Job ist: Gute Noten. Doch wir hatten schon vorher Lust, darauf anzustoßen (siehe Foto).

Später besteht Wiebke ihre Zwischenprüfung und bekommt einen Sohn. Das nächste Semester verbringt sie zu Hause am Schreibtisch. Nur zu den Klausuren muss sie in die Uni. Sie bekommt einen zweiten Sohn und besteht das Erste Staatsexamen.