Aus der beruflichen Sackgasse zum Traumjob
aus: Berliner Morgenpost, 2. April 2000
Einmal Bankkaufmann, immer Bankkaufmann. Wirklich immer? Viele Menschen fühlen sich auf ihrem einmal eingeschlagenen Berufsweg nicht wohl, sehen sich beruflich in der Sackgasse, haben aber keinen Mut, einen Alternativweg zu suchen oder gar einzuschlagen. Ihnen will Uta Glaubitz beim Karriere-Seminar neue Perspektiven aufzeigen. Seit vier Jahren veranstaltet die 33-Jährige Workshops zum Thema Berufsfindung, und ihr Buch ,,Der Job, der zu mir passt“ ist ein Bestseller. Annette Kuhn sprach mit Uta Glaubitz über den Weg zum Wunschberuf.
Berliner Morgenpost: Gibt es nur einen Job, der zu mir passt, oder mehr?
Uta Glaubitz: Ich denke, es ist meistens ein Job. Aber der ist ja nicht statisch, sondern verändert sich über die Jahre. Ich kann und muss mir immer wieder überlegen, wo gerade die Herausforderung liegt. Das hängt zum einen mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt zusammen, die sich ständig ändert, und auch mit der eigenen Persönlichkeit – in zehn Jahren kann ich ein ganz anderer Mensch sein. Das heißt: Berufsfindung ist ein work in progress.
Woran liegt es, wenn Menschen einen für sie falschen Beruf ergreifen?
Uta Glaubitz: Die Prozentzahl der Leute, die sich mit ihrer beruflichen Biografie unwohl fühlen, ist sehr hoch. Viele Menschen haben sich ihren Beruf nicht nach ihren Neigungen gesucht, sondern sind durch eine Verlegenheitsentscheidung dahin gekommen. Zum Beispiel wird der Klassenprimus ins Medizinstudium gedrängt, oder die Eltern sind schon Beamte. Also sollen auch die Kinder Beamte werden. Oder man hat auf Ratschläge gehört wie "Geh zur Post, da hast Du's im Winter schön warm."
Wer hat besonders große Probleme bei der Berufsfindung?
Uta Glaubitz: Probleme bei der Berufsfindung gibt es überall. Die Berufsorientierungsworkshops habe ich anfangs nur für Geisteswissenschaftler angeboten, aber inzwischen kommen die Menschen aus allen Berufen zu mir – vom Arzt bis zur Sekretärin. Die meisten Menschen, die mich aufsuchen, sind zwischen Ende 20 und Mitte 40. Sie haben sich zunächst mit ihrem Beruf arrangiert und dann festgestellt, dass sie an der falschen Stelle sitzen. Aber bevor sie wirklich etwas ändern, haben sie oft schon eine Leidensgeschichte hinter sich.
Wie komme ich aus einer beruflichen Sackgasse heraus?
Uta Glaubitz: Ich muss herausfinden, was ich wirklich will. Dazu ist viel Energie nötig. Es gibt immer 100 Gründe, die dagegen sprechen, etwas Neues anzufangen. Ich lasse die Leute aber nicht aus dem Workshop, ohne dass sie sagen: Ich versuche das mal.