Von der Sekretärin zur Köchin

Von der Sekretärin zur Köchin: Sigrid aus Bochum

Sigrid ist seit 15 Jahren Sekretärin. Nicht unbedingt ihr Traumberuf, und schon gar kein Job mit Sinn und Persepektive. Im Seminar "Der Job, der zu mir passt" entscheidet sie sich, Köchin zu werden. Nur ihr Mann, so fürchtet sie, ist keinesfalls für so eine Idee zu gewinnen. Nach dem Workshop hört die Berufsberaterin ein paar Monate gar nichts. Dann kommt eine Mail (die Details sind auf Sigrids Wunsch verfremdet):

„Liebe Frau Glaubitz, Sie wissen ja, dass ich so unglücklich war mit meinem Sekretärinnen-Dasein. Dazu kommt, dass ich einen furchtbaren Vorgesetzen habe, und dass auch das Unternehmen, bei dem ich angestellt bin, furchtbar ist.

Also habe ich ein paar Bewerbungen als Sekretärin geschrieben. Aber eines Nachmittags habe ich einfach einen sehr offenen Brief an mein riesengroßes Vorbild geschrieben. Das ist eine Frau, die nach dem Tod ihrer Eltern beschloss, ihr BWL-Sudium an den Nagel zu hängen und aus dem kleinen Café ihrer Eltern Schritt für Schritt ein Nobelrestaurant zu machen.

Meine Lieblingsworte von ihr damals: "Mein Kopf war leer und alles andere lag brach." Was da genau brach lag, zeigte sich in den darauf folgenden Jahren. Sie gewann viele Kochpreise, manche davon als erste Frau überhaupt. Naja, ich hab ihr einfach das geschrieben, was ich Ihnen allen damals bei meiner Berufsfindung erzählt habe. Meinem Mann habe ich von dem Brief erzählt; er fand das natürlich mindestens genauso verrückt, wie das mit dem Berufsfindungs-Seminar. Aber er blieb, wohl wissend, dass das ganze diesmal nur die Briefmarke gekostet hatte, relativ cool.

Zwei Wochen später lag ein handgeschriebener Brief von der Köchin im Briefkasten. Mit Einladung nach Hamburg, um mal darüber zu sprechen, wie ich mir das ganze vorstelle, denn ich könnte sehr wohl mit ihr zusammen arbeiten und von ihr lernen. Sie würde sich auf meinen Anruf freuen.

Mir war ganz schwindlig, als ich an diesem Tag zur Arbeit fuhr, mir gingen 1000 Gedanken durch den Kopf. Aber ich habe auf dem Weg nur gelacht, das doofe Gesicht von meinem Mann, den ich natürlich mehr als baff zurück gelassen hatte, ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Dann ging alles ganz schnell, wir sind nach Hamburg gefahren, sind lecker zum Mittagessen eingeladen worden, und ich hatte ein ganz ganz tolles Gespräch mit der Köchin, die mich, Frau Glaubitz halten’s sich fest, ab Juni als Köchin ausbilden will, mit Diplom und allem drum und dran!

Na, ist das was? Es ist verrückt, die Frau hat auf so einen Brief, wie den von mir, regelrecht gewartet! Sie findet es toll, Menschen auf diesem Wege zu recyclen und auch finanziell klappt alles, da ich Kost und Logis frei bekomme + annehmbarem Lohn. Mein Mann hat seinen Segen gegeben mit den Worten: So eine tolle Chance bekommst Du nie wieder, mach‘ das auf jeden Fall, wir kriegen das schon hin. So, liebe Frau Glaubitz, und jetzt bin ich natürlich gespannt, was Sie dazu sagen!“