Vom Sprachkursverkäufer zum Gärtner

Vom Sprachkursverkäufer zum Gärtner: Markus aus München

Eine interessante Beobachtung aus jahrzehntelanger Berufsberatung: Eine Menge BWLer, Controller, kaufmännische Sachbearbeiter, HR-Manager – kurz: normale Büroinsassen interessieren sich für Handwerk, Bewegung, Arbeiten in der Natur. Markus ist einer von ihnen. Zu Karrierebeginn studiert er Betriebswirtschaft und arbeitet nach seinem Abschluss im Vertrieb einer Sprachschule. Naturgemäß nicht unbedingt ein Traumjob. Eher: Trott im Job, Frust im Job, Rumhängen am Telefon.

Könnte das auch anders gehen? Spaß an der Arbeit? Er kommt zur Berufsberatung.

Im Berufsfindungsseminar entschließt Markus sich, aus einer alten Leidenschaft einen Beruf zu machen. Er ruft einen Gartendesigner an und fragt nach einem Ausbildungsplatz zum Gärtner. Der Chef sagt Nein, lässt sich aber auf ein Gespräch ein. Am Schluss hat Markus die Zusage für sein erstes Praktikum im neuen Beruf. Wenige Wochen nach dem Berufsfindungsseminar vermietet der Berufswechsler seine Eigentumswohnung in München und zieht in eine Wohngemeinschaft. Nebenher jobbt er als Produkttester für ein Marktforschungsinstitut, um seine neuen Berufswünsche zu finanzieren.

Später schreibt er sich an der Fachhochschule Weihenstephan für den Studiengang Landschaftsbau und -management (Bachelor dual mit gleichzeitiger Ausbildung im Betrieb) ein. Der neue Beruf nimmt Fahrt auf: Da Berufswechsler oft besonders motiviert (und etwas erwachsener) sind, wird er schnell wissenschaftlicher Mitarbeiter und forscht über die Energie-Effizienz-Optimierung von Gewächshäusern. Eine berufliche Aufgabe, die ihn mehr fordert und ihm sinnvoller erscheint, als Sprachkurse telefonisch an Unternehmen zu verkaufen.