Von der BWLerin zur Schneiderin

Von der BWLerin zur Schneiderin: Nicole aus Schweinfurt

Es ist schwer, in der Berufsfindung von Trends zu sprechen. Auf Karrieretrends kommt es nicht an, sondern auf die Berufsentscheidung des einzelnen. Dennoch gibt es mehr Leute als man denkt, die nach einem BWL-Studium überlegen, die Richtung zu ändern und ins Handwerk zu gehen. Oft, weil sie „etwas Reales“ machen wollen.

Nicole hat BWL studiert, sich ein Jahr lang auf Stellen in der Entwicklungshilfe beworben, aber nichts erreicht. Sie wohnt bei ihrer Mutter in Schweinfurt. Die Berufssituation ist frustrierend. Das soll sich ändern - und zwar grundlegend. Ein Job soll her, der passt.

In der Berufsberatung entscheidet sich Nicole, nicht weiter über BWL nachzudenken, sondern Schneiderin zu werden. Es dauert zwei Wochen, da zieht sie von zu Hause aus und nach München. Sonntag ist Umzug, Montag beginnt ihr Nähkurs an der VHS. Das sind ihre ersten Schritte im neuen Beruf.

Weitere zwei Wochen später beginnt Nicole ihr Praktikum in einer Maßschneiderei. „Obwohl ich von morgens bis abends arbeite und die Arbeit total anstregend ist, bin ich abends nicht müde. Es macht viel Spaß und am Ende sehe ich, was ich geschafft habe. Und ich sehe, dass es schön ist“, so die Berufswechslerin.

Nicole bewirbt sich um einen Ausbildungsplatz in einem der renommiertesten Modestudios Deutschlands. Sie geht einen Tag zur Probe arbeiten und bekommt den Ausbildungsplatz bei Gabriele Blachnik.

Nach 3 Jahren schließt sie ihre Schneiderprüfung ab – und zwar nicht irgendwie, sondern mit einer Doppel-Eins. Berufswechsler sind oft besonders gut, weil sie viel motivierter sind und mehr Interesse und Spaß an der Arbeit haben. Und manchmal auch, weil sie einfach ein bisschen erwachsener sind. Danach fängt Nicole als Gesellin bei einer Maßhemdenmanufaktur in München an.