Von der Teamleiterin zur Mathe-Lehrerin: Lena aus Aschaffenburg

Der Vater hätte wohl sehr gern gesehen, dass seine Tochter Jura studiert. Doch Lena wimmelt ab. Allerdings setzt sie auch keinen eigenen Wunsch durch: Vielleicht Nachrichtensprecherin? Zu viel Politik. Lieber Psychologie? Aber das Abitur ist nicht gut genug.

Schließlich geht Lena an die EBS Business School in Oestrich-Winkel im Rheingau. Sie studiert Business mit Fokus Strategie und internationales Management. Ein Auslandssemester im Bachelor in Chile, ein Auslandsjahr im Master in Shanghai. Dort arbeitet sie auch für eine große deutsche Consulting Firma. Sie ist - um es kurz zu machen - ein Goldfisch. Aber sie fühlt sich nicht in ihrem Element.

Nach dem Master geht Lena als Trainee zu einem Telekommunikationsanbieter nach Düsseldorf und arbeitet sich hoch bis zur ersten Führungsrolle: Teamleitung Online Fraud Prevention (Prävention Online-Betrug). Nach außen hin sieht alles super aus, doch in ihr rumort es. Es fühlt sich nicht richtig an. Sie kündigt und nimmt sich Zeit, zu sich selbst zu finden. Nun tauchen lauter alte und neue Ideen auf, bis sie schließlich zur Berufsberatung kommt.

Dort entscheidet Lena sich, Gymnasiallehrerin für Mathe und Englisch zu werden. Sie möchte Kinder und Jugendliche auf dem Weg ins Erwachsenenalter zu begleiten. Und sie fällt eine weitere Entscheidung: nach München zu ziehen. Auf ihrer Wunschliste stehen Wandern, Skitouren, Berge und Seen ganz oben. Das Oktoberfest auch. Ein paar Monate nach der Beratung ist ein Zimmer in München gefunden, das Studium Englisch auf Lehramt beginnt, ein Semester später Mathe, dazu Erziehungswissenschaft. Einiges fällt ihr leicht (Englisch als Fremdsprache), anderes ist extrem anspruchsvoll (Analysis und Lineare Algebra). Doch die Prüfungen laufen gut und nach zwei Semestern gibt's mal wieder Grund zum Anstoßen (siehe Foto).

Um sich das Studium finanzieren zu können, arbeitet Lena parallel als Projektleiterin IT im Homeoffice bei einem Schuhproduzenten. "Der Neuanfang kostet unfassbar viel Mut, und die Balance zwischen Studium und Arbeitet viel Disziplin. Trotzdem bin ich ausgeglichener als früher. Endlich hab ich das Gefühl, das Steuer selbst in der Hand zu halten."