Von der Pressesprecherin zur Gastroenterologin

Von der Pressesprecherin zur Gastroenterologin: Susa aus Weiden / Oberpfalz

Der schönste Moment dieses Berufswechsels lag auf dem Weg zum Flixbus.

Die Uni Graz hatte eine Mail geschickt, deren Inhalt Susa schon zu kennen glaubte. Deshalb entschied sie sich, die Mail erst im Flixbus zu lesen, denn sie war in Eile, und es gab vorher noch viel zu erledigen.

Wie alles begann: Susa hatte Politik in München und London studiert. Danach ging sie nach Brüssel, als Referentin für Innenpolitik im Europäischen Parlament. Die zweite Berufsstation brachte sie nach Berlin: Pressesprecherin des Bundesinnenministeriums. Ein schöner Beruf für Leute mit Spaß an Politik und Öffentlichkeitsarbeit, mit einem Händchen fürs Netzwerken und Hinterzimmerküngeln. Echte Begeisterung wollte jedoch nicht aufkommen.

Im Dezember kommt Susa zur Berufsberatung und entschließt sich zu einem radikalen Berufswechsel: Sie wird Gastroenterologin, also Ärztin für Innere Medizin. Zu diesem Zeitpunkt aber sind Zweitstudienplätze Medizin extrem schwer zu bekommen. Eine mögliche Lösung: Der Medizinertest in Österreich.

Susa beginnt, sich auf den Test vorzubereiten, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Nach einigen Monaten kündigt sie deshalb ihren Job. Ihre Chefin bietet ihr Teilzeit an, aber ihr ist klar: Die Vorbereitung auf den Medzinertest ist ein 24/7 Projekt.

Im Juli dann die Ernüchterung: Susa ist zum Test angetreten und hat zu viele Fehler gemacht. Glaubt sie.

Und dann kommt die Szene, in der ihre Mutter und ihre Schwester sie zum Flixbus bringen. Während das Gepäck verstaut wird, blickt Susa noch kurz auf ihr Handy und erstarrt. Ihre Schwester schaut ihr über die Schulter und liest nur "Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können....."

Tatsächlich hat Susa den Medizinstudienplatz bekommen. Sie lässt den Flixbus Richtung Berlin sausen und sucht sich eine Wohnung in Graz. Später soll es in Linz weitergehen. Ideen für die weitere Zukunft: Gastroenterologie, vielleicht eine Praxis in Palma de Mallorca? Wer weiß! Wir werden berichten. Vorerst aber haben wir angestoßen im legendären Green Door in Berlin (siehe Foto).