Lieblingsartikel

Das ganze Pressearchiv nach interessanten Artikeln durchschauen? Wem das zu anstrengend ist, für den haben wir einige Lieblingsartikel zusammengestellt: Was zum Lachen, was zum Nachdenken - und was mit Zukunft. Danach eine 7-teilige Serie zum Thema „Ist der Mensch zum Arbeiten gemacht?“ (erschienen bei Spiegel Online)

 

Was zum Lachen:
Fünf Sätze, die die Welt nicht braucht

Bio-Lebensmittel sind gar nicht gesünder, und Bio-Bauern behandeln ihre Tiere nur geringfügig besser. Dazu ist Bio teurer, nur das Gefühl, das man dabei hat, ist gut. Und Gefühl ist alles (Faust).

Ähnliche Einsichten stehen der Berufswelt noch bevor. Denn einige nachhaltig angehauchte Neoberufe sind gar keine Berufe, sondern Befindlichkeitspflege. Damit meine ich nicht etwa die moderne Landwirtschaft, eine der weiterbildungsintensivsten Branchen überhaupt. Auch nicht die Ingenieure für Energietechnik oder die Brauer, die schon seit 1348 Bio brauen. Ich meine Befindlichkeitsberufe wie Wellnesstrainer, Erziehungsberater oder Businesscoach. Meinetwegen auch Entspannungscoach, Familienberater oder Work-Life-Balance-Trainer. ...weiterlesen

 

Was zum Nachdenken:
Die dunklen Linien der Berufsfindung

Unter der Entscheidung für einen Beruf liegen dunkle Linien der Familiengeschichte. Diese müssen nicht offensichtlich sein und keine expliziten Aufträge, wie beispielsweise, dass der Vater eine Rechtsanwaltskanzlei hat und sich von Sohnemann wünscht, dass er sie weiter führt. Es gibt auch tiefer Liegendes. Mit einigen Beispielen möchte ich den Blick dafür schärfen.

Eine häufig auftretende Komponente ist der ungelebte Berufswunsch der Mutter. Eine Mutter wollte beispielsweise Ärztin werden. Es ging aber zu DDR-Zeiten nicht, weil die Familie nicht in der Partei war und ein Studienplatz in Medizin daher in weiter Ferne. Diesen ungelebten Berufswunsch manövriert die Mutter später in ihre älteste Tochter. Die wird Ärztin und fragt sich mit 35 Jahren: „Was mache ich hier eigentlich? Lebe ich mein Leben – oder das meiner Mutter?“ ...weiterlesen

 

Was mit Zukunft:
Vom Ende der Arbeit

Vor über 5.000 Jahren schuf Gott das Rad. Leider noch keine Consulting Groups, die prophezeiten, dass das Ende der Arbeit naht. So blieb der Jungsteinzeitmensch unwissend und von entsprechenden Untergangsstudien verschont.

Als der Strom im 19. Jahrhundert die Arbeit in Europa elektrifizierte, gab es immerhin Gewerkschaften, die das Ende der Arbeit kommen sahen. Aus Protest warfen französische Arbeiter in der Industrialisierung ihre Schuhe in Mäh- und Dreschmaschinen, wovon das Wort Sabotage (sabot = Holzschuh) heute noch zeugt.

Trotzdem wurde die Arbeit nicht weniger. In den 1980er Jahren bekamen Büros Computer, die man mit einer Maus bedienen konnte, ohne die MS DOS-Geheimkommandos zu kennen. Folgerichtig sagte der Club of Rome eine beispiellose Massenarbeitslosigkeit durch Computertechnik voraus. Die SPD forderte eine Steuer auf Maschinen, die menschliche Arbeit ersetzen. ...weiterlesen

 

Serie: Ist der Mensch zum Arbeiten gemacht?

Teil 1: Evolution

Manche klagen, weil sie ihren Job als Zumutung empfinden. Andere klagen, weil sie keine Arbeit haben. Eine gute Gelegenheit also, sich dumm zu stellen und zu fragen: Ist der Mensch überhaupt zum Arbeiten gemacht? Oder wäre er besser dran ohne Arbeit? Als erstes frage ich einen Evolutionsbiologen: Dr. Josef H. Reichholf, emeritierter Honorarprofessor der TU München und ehemaliges Präsidiumsmitglied des WWF Deutschland. Zur Erinnerung: Evolutionsbiologen erforschen die Entwicklung des Menschen über viele Millionen Jahre, vornehmlich (nicht ausschließlich) anhand von Auswahlkriterien der Natur. Wer viel Nahrung beschaffen kann und erfolgreichen Nachwuchs zeugt, ist evolutionsbiologisch im Vorteil.

Wenn man verstehen will, was der Mensch ist, vergleicht man ihn erst einmal mit Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans. Sie sind unsere nächsten Verwandten. ...weiterlesen

 

Teil 2: Kirche

Ist der Mensch von Natur faul oder fleißig? Und wenn es einen Schöpfergott gibt, hat er uns denkend, spielend oder arbeitend gemacht? Gibt es einen Urzustand, in dem der Mensch im Einklang mit der Natur lebt und sich von dem ernährt, was sie ihm freiwillig gibt? Für die erste Folge von „Ist der Mensch zum Arbeiten gemacht?“ habe ich mit einem Evolutionsbiologen gesprochen. Für die zweite schaue ich in die Genesis und frage einen Mann der Kirche.

Nahe liegend beginne ich mit einem Protestanten. Schließlich singen wir im Kölner Karneval: „Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin, die haben doch nix anderes als Arbeiten im Sinn.“ …weiterlesen

 

Teil 3: Intelligenz

Ist der Mensch zum Arbeiten gemacht? Die diplomatische Antwort eines Intelligenzforschers könnte lauten: „Ja, aber nicht alle gleichermaßen.“

Intelligenzforscher erforschen die Unterschiede der messbaren Intelligenz. Dabei interessiert vor allem, wie viel des gemessenen Unterschieds zwischen Herrn Friedrich und Frau Berg genetisch bedingt ist. Und wie viel liegt an Erziehung, Förderung und Umwelteinfluss? In Shakespeares Worten: Nature or Nurture?

Um mehr Klarheit zu schaffen, spreche ich mit Dr. Dieter E. Zimmer, Autor des Buchs „Ist Intelligenz erblich?“. ...weiterlesen

 

Teil 4: Freiheit oder Zwang?

In deutschen Gefängnissen herrscht Arbeitspflicht. Hier werden Pantoffeln geklebt, Duschköpfe zusammengeschraubt und Möbel geschreinert. Die Hälfte des Gewinns geht an den Landeshaushalt. Der Rest wird investiert und für die Sträflinge gespart. Ein kleiner Teil wird auch ausbezahlt. Der Lohn liegt bei ein bis zwei Euro die Stunde. Für die einen ist das Teil der Resozialisierung. Zarter besaitete Seelen halten es für Arbeitszwang und Ausbeutung. Einige Bundesländer wollen denn auch die Arbeitspflicht im Strafvollzug abschaffen. Schließlich gebe es außerhalb der Gefängnismauern heute auch keinen Zwang mehr zu arbeiten.

Das war nicht immer so: In der Geschichte der Menschheit hatte Arbeit meistens mit Zwang und selten mit Freiheit zu tun. Die Sklaven der Antike mussten arbeiten. Wer sich weigerte, wurde mit dem Tod bestraft. Freie Menschen dagegen arbeiteten nicht, sondern beschäftigten sich lieber mit Politik oder Philosophie und bevorzugten ansonsten die Muße. ...weiterlesen

Teil 5: Dann kamen die Manager

Jahrtausende lang bedeutete Arbeit Viehzucht, Ackerbau, Bauen, Kochen, Schneidern und Handeln. Heute hat sich ein Überbau aus Management darüber gewölbt. Dort werden Ziele vereinbart und Prozesse aufgesetzt, dargestellt und evaluiert. Man entwickelt Teams, beziehungsweise man steuert Teambuildingprojekte und evaluiert Zielerreichungsprozesse. Die Evaluierung ist wieder ein Projekt, das einen Projektmanager braucht, so wie die Installierung eines guten Projektmanagements einen Facilitator. Man könnte die Sache weiter spinnen: Was ist mit einem Evaluationskompetenzentwickler oder einem Risikomanagementtrainer?

Natürlich gab es auch früher Ziele, die man eben ohne Kickoff-Workshop, Nachhaltigkeitsdialog oder Total Quality Management erreichte. Entscheidungen wurden nach Fachwissen und Berufserfahrung gefällt, nicht nach Managementtools oder Kennzahlen. ...weiterlesen

  

Teil 6: Eine philosophische Antwort

Stress und Muße trafen bereits im vierten Jahrhundert vor Christus auf dem Marktplatz von Korinth aufeinander. Alexander der Große ist dabei, mit seinen Feldzügen aus dem kleinen Makedonien ein riesiges Reich zu schaffen. Er zerschlägt den Gordischen Knoten, zieht in den Krieg gegen die Perser und besiegt die bis dahin größte Territorialmacht der Erde. Alexander ist reich, mächtig, grausam, süchtig nach Erfolg und Alkohol und nicht ausschließlich dem anderen Geschlecht zugetan.

Die Legende will, dass der Feldherr auf Diogenes von Sinope trifft, einen philosophierenden Bürgerschreck und erklärten Feind angehäufter Reichtümer. Für ihn erzeugt Besitz nur Bedürfnisse, die man andernfalls gar nicht hätte. Diese neuen, unnatürlichen Bedürfnisse müsse man ständig befriedigen. Das mache unfrei, und daher sei der Einfluss des Wohlstands auf die eigene Glückseligkeit völlig überschätzt. ...weiterlesen

 

Teil 7: Ist Arbeiten deutsch?

Der Hass auf die Deutschen ist eigentlich nichts Neues. Bereits 1916 bezeichnete der Soziologe Max Scheler Deutschland als die meistgehasste Nation der Welt. In seinem Vortrag Die Ursachen des Deutschenhasses sieht er allerdings nicht Hitler als Ursache. Denn der hatte sich bislang nur eine Oberschenkelverletzung in der Schlacht an der Somme zugezogen und lag im Lazarett.

Grund für den Deutschenhass, so Scheler, sei stattdessen die spezifisch deutsche Arbeitswut. Diese hätte alle anderen Nationen aus ihren lieb gewonnenen Paradiesen vertrieben. Die Nachbarn im Osten wollten nichts als „Träumen, Sinnen, Fühlen, Beten, aber auch Schnapstrinken.“ Die Engländer würden nur deshalb kaufen und verkaufen, um freitagabends auf den Sportplatz zu fahren. Und die Franzosen nutzten ihren Finanzreichtum bei wenigen Kindern vor allem für Luxus. ...weiterlesen